Aus der Festschrift vom 100-jährigen Jubiläum:
Vor 100 Jahren wurde der Obst- und Gartenbauverein gegründet.
Teil I
von der Gründung bis zum Jahre 1946
(Nach Notizen aus dem alten Kassenbuch berichtet von Franz-Josef Mellin)
Das alte Protokollbuch, das der Kassier Adam Hammer im April 1904 für den jungen Verein für 1,60 Mark gekauft hat, ist in den Wirren der Nachkriegszeit untergegangen und so sind wichtige
Unterlagen des Vereins über seine ersten Jahren für immer verloren gegangen.
Erhalten geblieben ist uns aber das erste alte Kassenbuch des Vereins, das Adam Hammer zusammen mit dem Protokollbuch für 1,80 Mark erworben hat.
Aus diesem alten Kassenbuch können wir wesentliche Daten und Vorgänge in dem jungen Verein rekonstruieren.
Die Gründung scheint in einer Versammlung erfolgt zu sein, sicher angeregt durch Vereine in Würzburg oder unseren Nachbargemeinden.
Auf Seite 1 der Einnahmen sind die Mitgliedsbeiträge für 31 Mitglieder eingetragen, die mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Gründungsmitglieder waren. Von diesen Mitgliedern hat der Vereinsdiener
Jakob Keller die Beiträge in Verlaufe des Jahres kassiert und dieses Geld 1904 an den Kassier Adam Hammer abgeliefert.
Auf Seite 2 der Ausgaben finden wir den Eintrag:
„Für Vereinsdienerhonorar per 1903 mit 1. April
1904 bezahlt an Jakob Keller 6, - Mark“.
Die erste Vorstandschaft
Der nächste Wechsel innerhalb der Vorstandschaft erfolgt im April 1914. Adam Hammer, der die Kasse des jungen Vereins 10 Jahre geführt hat, übergibt dieses Amt an Herrn Sekretär Karl Voll mit einem Kassenbestand von 64,22 Mark.
In den ersten Jahren fällt auf, dass die Aktivität des jungen Vereins sich darauf beschränkt, Obstbäume zu kaufen und anzupflanzen. Es wurden in der Regel Hochstämme gekauft und zwar immer bei der Baumschule Streit in Estenfeld. 1906 für 21,70 Mark, 1908 für 27,30 Mark, 1910 für 50,20 Mark.
Zum 10 jährigen Jubiläum schafft der Verein eine tragbare Baumspritze mit Zubehör für 45,-- Mark an und erhält dazu einen Zuschuss vom Bezirksobstbauverein von 10,-- Mark. Diese finanzielle Leistung des Vereins muss unter den Verhältnissen der damaligen Zeit als enorm hoch angesehen werden, denn die Obstbaumspritze kostete mehr, als die Mitgliedsbeiträge im Jahr 1914 einbrachten. So ist es verständlich, dass der Kassenbestand bis auf 26,47 Mark schrumpfte, bis im Herbst 1914 der 1. Weltkrieg begann.
Am 6. August 1914 zahlt der Obstbauverein diesen Kassenbestand von 26,47 Mark auf die Darlehnskasse ein. Adam Hammer, der zu diesem Zeitpunkt Rechner an der Darlehnskasse ist, quittiert im Kassenbuch den Betrag.
Für genau acht Jahre, bis zum 01.04.1922, ruht die Arbeit im Verein. Zu stark wirken sich die Folgen des 1. Weltkrieges auch in Rottendorf aus, keiner dachte in dieser Zeit an eine Vereinsarbeit, jeder hatte mit sich und der Zeit genug zu tun.
Erst 1922, im ersten Jahr der beginnenden Inflation, geht es auch im Obstbauverein wieder weiter. Im Juni 1924 wird Franz Scheller zum ersten Kassier gewählt. Im Laufe der Jahre sind aus den 31 Mitgliedern des ersten Jahres nun 53 Mitglieder geworden. Es ist interessant festzustellen, dass sich die Aktivität des Vereins allmählich verlagert. Aus dem Kauf von Obstbäumen und deren Anpflanzung wird nach und nach die Pflege dieser Obstanlagen zur ersten Aufgabe des Vereins. Gleichzeitig legt man eine Vereinsbücherei an, um die Probleme der beginnenden Schädlingsbekämpfung und die sich nach und nach entwickelnden Aufgaben der Obstbaumspritzung den einzelnen Mitgliedern zu vermitteln. Die Pflege und Beratung tritt also in den Vordergrund. In diesem Zusammenhang muss auch der Beschluss vom Jahre 1926 gesehen werden, als der Vorstand beschließt, dass 12 Fachzeitschriften à 3,50 Mark gekauft werden, die für 2,50 Mark an die Mitglieder weitergegeben werden, wobei die Vereinskasse 1,-- Mark dazu legt, um mehr Leser und Interessenten zu gewinnen. Gleichzeitig werden Lichtbildreihen über Schädlinge beim Landesverband gekauft und den Mitgliedern in Informationsabenden vorgeführt.
Die Pflegetätigkeit nimmt in diesen Jahren eine beachtliche Größenordung ein. Eine zweite Spritze wird im Frühjahr 1925 gekauft und im Januar 1930 werden bei Fa. Gieger, Würzburg, 295 kg Obstbaumkarbolineum gekauft und damit gespritzt.
Im Jahre 1928 beschließt der Verein eine neue Einnahmequelle zu erschließen. Im August 1928 wird eine Dosenverschlussmaschine gekauft und von diesem Datum an steigen die Einnahmen beachtlich durch den Verdienst und den Einsatz der Verschlussmaschine, besonders aber durch den Verkauf der leeren Dosen. Einnahmen von über 500, -- Mark sind in diesem Jahr erreicht worden.
Im Jahr 1935 erscheint im Kassenbuch am 27.06. zum ersten mal eine Ausgabe:
58, -- Mark Zuschuss zur Fahrt nach Heidelberg, die nächste Aufgabe des Vereins beginnt – Pflege der Geselligkeit. Diese wird in den nächsten Jahren noch ausgebaut und zu einer Stütze des Vereins werden.
Mit dieser Feststellung endet der Bericht. Ein altes Kassenbuch hat viel zu erzählen, manch interessante Notiz berichtet uns von alten Zeiten. Möge es denen, die es lesen, aus den Gründerjahren des Obst- und Gartenbauvereins berichten.
Teil II
von 1946 bis heute
(Nach Notizen aus dem Protokollbuch berichtet Fritz Hauck über die Tätigkeit im Verein)
Nach dem zweiten Weltkrieg muss man von einer Wiedergründung des Vereins sprechen, zumindest von einem Neuanfang. Am 08.03.1946, so geht es aus dem alten Kassenbuch hervor, wurde Herr Michael Endres von 45 Mitgliedern zum 1. Vorstand gewählt.
Weiter wird berichtet, dass die Saatgutbeschaffung aus Amerika das wichtigste Thema der ersten Sitzung nach dem Kriege war.
Im Jahre 1947 wurden insgesamt 980 Stück Obstbäume über den Obst- und Gartenbauverein bestellt. Weiter wurden in diesem Jahr 550 Ztr. Düngekalk angeschafft und für 2,00 Mark je Ztr. an die Mitglieder verteilt.
Fünf Jahre später, also 1952, so kann man dem Buche entnehmen, wird eine Saug- und Spritzpumpe für 1.130 DM angeschafft. Die politische Gemeinde gibt einen Zuschuss von 100 DM, der Landesverband der Obst- und Gartenbauvereine gibt 200 DM dazu und das Ministerium sogar 300 DM. Der Rest wurde offenbar vom Ortsverein bezahl. Eine für die Nachkriegszeit außerordentlich große Leistung.
Im Jahre 1978 feierte der Obst- und Gartenbauverein sein 75. Gründungsjubiläum. Das Fest war ein großer Erfolg. Damals hatte der Verein bereits 343 Mitglieder.
Der Mitgliedsbeitrag wird im Jahre 1979 von 6,00 DM auf 8,00 DM pro Jahr und Mitglied erhöht. Der Beitrag von 6,00 DM hatte seit 1971 Bestand, so wird es im Kassenbuch erwähnt.
1971 konnte der Überschuss nach einer Tombola-Veranstaltung, die der Verein veranstaltete, an den Johannisverein übergeben werden. Daraufhin konnte eine Spielwiese für den Kindergarten angelegt werden.
Der Obst – und Gartenbauverein Rottendorf pflegt seit Jahrzehnten öffentliche Anlagen und Gebäude, wie zum Beispiel das Käppele auf dem Frohnberg. Dort wurde im Jahre 1974 der Zugang zum Gebäude mit Steinplatten belegt, vier Stück Blautannen gepflanzt und die Außenanlage neu gestaltet. Im Jahre 1975 wurde das Käppele einer Innenrenovierung unterzogen. Der Rottendorfer Malermeister und Künstler Hans Fersch hat sich dabei sehr verdient gemacht. Der Obst und Gartenbauverein unterstützte diese Maßnahme mit einer Geldspende von DM 500.
1982 wurde der Außenputz des Käppeles durch die Fa. Elflein erneuert. Der Obst- und Gartenbauverein steuerte zu dieser Maßnahme 8.500 DM bei. Danach wurde am Eingang zum Käppele eine Tafel angebracht, auf der die Geschichte des Gebäudes in Kurzform beschrieben ist. Die Tafel wurde von Otmar Och und Josef Wischer gefertigt. Der Text stammt von Pfr. Siegfried Vogt.
Im Jahre 1990 wurde entlang des Weges zum Käppele Bäume (Hochstämme) im Pflanzenwert von DM 1.600 gepflanzt.
Auch die Pflanzflächen um die Pfarrkirche pflegt der Obst u. Gartenbauverein seit Jahren. Außerdem wurde die Grünfläche an der Ostseite der Kirche bepflanzt und angelegt. (1979) Das Kreuz, das früher am „Alten Friedhof“ stand, wurde durch die Gemeinde renoviert und im Jahre 1981 in der begrünten Fläche aufgestellt. Den Betrag von DM 2.500 konnte der Obst- und Gartenbauverein zur Renovierung dazugeben.
1975 bepflanzten Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins die Anlage des Kriegerdenkmals mit Gehölzen im Wert von 500 DM.
Zwanzig Ruhebänke, gestiftet vom Verein bis 1979, wurden in der Flur und im Ort aufgestellt.
1984 konnte der Vorstand dem Johannesverein Rottendorf eine Spende von 2.574,50 DM übergeben, die aus einer Tombola-Veranstaltung eingegangen ist. Der Johannesverein Rottendorf ist Träger des Marienheims sowie des Kindergartens.
Zwei Jahre später, also 1986, wurde am Marienheim eine Rasenfläche angelegt und Pflanzen im Wert von 3.000 DM gepflanzt.
Zwei Ereignisse zeugen von der regen Tätigkeit im Verein. Der Landesverband verlieh 1984 dem damaligen 1. Vorstand Johann Braun für besondere Verdienste die „Goldene Rose“ und zeichneten damit den gesamten Verein aus.
Die rege Tätigkeit des Vereins setzte ab 1986 der neu gewählte Vorstand Hans Zahn fort.
Wie Jahre zuvor wurde auch er vom Bezirksverband ausgezeichnet. Er erhielt im Jahre 1995 die Ehrenmedaille des Bezirks.
Der Obst- und Gartenbauverein verabschiedet im Jahre 1990 eine neue Satzung um die Gemeinnützigkeit des Vereins zu erlangen.
1994 wurden wieder am Marienheim im Eingangsbereich Rasengittersteine verlegt und eingesät, sowie Gehölze im Pflanzenwert von1.450 DM gepflanzt.
Vereinsmitglied Norbert Kessler fertigte kostenlos ein aus Holz geschnitztes Hinweisschild mit der Aufschrift: „Kreuzweg“, das am Fuße des Frohnberges in der Kapellenbergstraße den Weg zum steilen Anstieg zum Käppele über die Kreuzwegstationen weist. (Eigener Bericht über die Renovierung des Kreuzweges durch den Obst- und Gartenbauverein in der Festschrift, Seite 50).
Im Weiler Rothof schuf 1995 der Rothofer Künstler Wenzel Forster einen neuen Kreuzweg zur Kirche. Der Obst- und Gartenbauverein übernahm die Kosten für eine Kreuzwegstation.
Der Fernsehsender TV-Touring drehte im Mai 1998 die „Rentnerband“ bei der Arbeit am Kreuzweg und am Marienheim bei Pflanzarbeiten, die Sendung wurde ausgestrahlt.